Der Stifter

Werner Herzog / Biografie

Werner Herzog wird am 5. September 1942 in München geboren. Bis zu seinem elften Lebensjahr lebt er überwiegend auf einem oberbayerischen Bauernhof. Nach der Scheidung der Eltern zieht er mit der Mutter nach München, besucht ein humanistisches Gymnasium. Er trampt 1956 durch Jugoslawien und Griechenland, konvertiert zum Katholizismus (und wieder zurück), arbeitet mit 17 Jahren einige Monate in Manchester, arbeitet als Punktschweißer in einem metallverarbeitenden Unternehmen, macht 1961 Abitur. 1962 veröffentlicht Herzog seinen ersten Kurzfilm HERAKLES, 1963 gründet er seine eigene Filmproduktion in München. Er studiert Geschichte, Literatur- und Theaterwissenschaften in München, später als Fulbright-Stipendiat am Filmseminar der Duquesne University, Pittsburgh. 1964 Veröffentlichung von Filmkritiken in der Zeitschrift „Filmstudio“. Längerer Aufenthalt in Mexiko.

Im gleichen Jahr wird sein unter Pseudonym eingereichtes Drehbuch „Feuerzeichen“ mit dem Carl Mayer-Preis honoriert. 1966 arbeitet Herzog bei einem amerikanischen TV-Sender, versucht, einen Dokumentarfilm über NASA-Experimente mit nichtkonventionellen Raketenantrieben zu drehen, und realisiert an der österreichisch-ungarischen Grenze mit DIE BEISPIELLOSE VERTEIDIGUNG DER FESTUNG DEUTSCHKREUTZ die „Etüde“ (Herzog) zu seinem ersten Spielfilm LEBENSZEICHEN (1967). Dieser, auf dem prämierten Drehbuch "Feuerzeichen" basierend, vom Kuratorium Junger Deutscher Film mit 300.000 DM unterstützt und an Originalschauplätzen in Griechenland gedreht, wird 1968 mit einem Bundesfilmpreis und auf den IFF Berlin als bester Debütfilm ausgezeichnet.

1967/68 gewinnt Herzog unter verschiedenen Pseudonymen 3 von 12 Preisen eines literarischen Wettbewerbs des Bayerischen Rundfunks. Bei den Kurzfilmtagen Oberhausen 1968 gewinnt er mit LETZTE WORTE den Hauptpreis. 1968-70 entsteht während mehrerer Aufenthalte in der Sahara und auf Lanzarote FATA MORGANA. Mit AGUIRRE, DER ZORN GOTTES, 1972 in Peru gedreht, gelingt Herzog bei seiner ersten Zusammenarbeit mit Klaus Kinski der Versuch, durch Besetzung eines internationalen Stars ein größeres Publikum zu erreichen. Für seine Filme, die von Außenseitern und Randexistenzen handeln, engagiert er oft Laien. AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN (1969/70) ist eine Parabel deformierten sozialen Verhaltens, in der ausschließlich Kleinwüchsige agieren. Der Darsteller des Kaspar Hauser in JEDER FÜR SICH UND GOTT GEGEN ALLE (1974), der Berliner Fabrikarbeiter und Hinterhofmusikant Bruno S., teilt mit jenem das Erlebnis jahrelanger Isolation. Für HERZ AUS GLAS (1976) verspricht sich Herzog von der Hypnotisierung seiner Schauspieler ein „Mittel der Stilisierung“. Bruno S. spielt 1976/77 auch die Titelfigur in STROSZEK, der manches Motiv der Biografie seines Hauptdarstellers entlehnt. LA SOUFRIERE entsteht 1976 am Rande eines Vulkans auf Guadeloupe, der auszubrechen droht. 1978 realisiert Herzog mit NOSFERATU – PHANTOM DER NACHT seinen ersten Genre-Film, mit der Büchner-Adaption WOYZECK seine erste Literaturverfilmung.

1979 dokumentiert der amerikanische Filmmacher Les Blank in WERNER HERZOG EATS HIS SHOE die Folgen einer von Herzog verlorenen Wette. Im gleichen Jahr beginnen in Peru Herzogs Vorbereitungen zu FITZCARRALDO. Der ursprünglich vorgesehene Hauptdarsteller Jason Robards verlässt wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten den Set, in der Folge auch Mick Jagger wegen Terminschwierigkeiten, so dass schließlich Klaus Kinski die Titelrolle übernimmt. LAST DER TRÄUME (Les Blank; USA 1981/82) berichtet vom Verlauf der Dreharbeiten. 1983, in Australien, gibt Herzog sein Schauspieler-Debüt in Paul Cox' MAN OF FLOWERS und formuliert in WO DIE GRÜNEN AMEISEN TRÄUMEN erneut seine Zivilisationskritik, hier exemplifiziert an den australischen Aborigines und ihrer ökonomischen Ausbeutung durch eine Minengesellschaft. 1984 beobachtet Herzog im Grenzgebiet zwischen Nicaragua und Honduras anti-sandinistische Untergrund-Kämpfer der Miskito-Indianer: BALLADE VOM KLEINEN SOLDATEN. Im gleichen Jahr entsteht GASHERBRUM – DER LEUCHTENDE BERG während einer Bergsteigung Reinhold Messners im pakistanischen Karakorum-Massiv. 1985 inszeniert er in Bologna Ferruccio Busonis Oper „DOKTOR FAUST“. Weitere Opern-Inszenierungen - u.a. in Bayreuth, Mailand, Verona, Paris, Houston – folgen.

Zu den frühen Förderern seiner Filme zählt die Filmhistorikerin Lotte H. Eisner. 1974 wallfahrt Herzog zu der Erkrankten „... auf dem geradesten Weg nach Paris, in dem sicheren Glauben, sie werde am Leben bleiben, wenn ich zu Fuß käme.“ Das Tagebuch seines Marsches, „Vom Gehen im Eis“, wird 1979 mit dem Raurieser Literaturpreis honoriert. Seine Drehbücher in Form von Filmerzählungen hat Herzog u.a. im Selbstverlag Skellig Edition veröffentlicht, benannt nach Skellig Rock, einem Eiland westlich von Irland, ein Drehort für HERZ AUS GLAS. 1997 dreht Herzog in Thailand LITTLE DIETER NEEDS TO FLY, die Geschichte des deutschen Bomberpiloten Dieter Dengler der während des Vietnamkrieges in Gefangenschaft geriet und spektakulär aus dem Lager floh. In schneller Abfolge dreht Herzog MEIN LIEBSTER FEIND (1999) über seine Zusammenarbeit mit Klaus Kinski, JULIANES STURZ IN DEN DSCHUNGEL (1999), die Geschichte der einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes sowie seinen letzten Spielfilm in Europa, INVINCIBLE (2001) mit Tim Roth.

Herzog arbeitet seither in Los Angeles, es entsteht GRIZZLY MAN (2005), ENCOUNTERS AT THE END OF THE WORLD (2007)-nominiert für den Oscar als bester Dokumentarfilm- und zwei Spielfilme unmittelbar nacheinander, BAD LIEUTENANT: PORT OF CALL NEW ORLEANS und MY SON MY SON WHAT HAVE YE DONE. CAVE OF GORGOTTEN DREAMS (2010) über die Höhlenmalereien in den französischen Chauvet Höhlen, ist die erste 3D Produktion im Dokumentarfilmbereich weltweit und bricht an den Kinokassen in England und den USA alle Rekorde in diesem Genre. Es folgt eine Serie von Filmen über Kandidaten in US amerikanischen Todeszellen, INTO THE ABYSS und DEATH ROW I und II. 2014 entsteht QUEEN OF THE DESERT mit Nicole Kidman, James Franco und Damian Lewis in den Hauptrollen. Herzog arbeitet viel mit den Kameramännern Jörg Schmidt-Reitwein, Thomas Mauch und Peter Zeitlinger und den Cuttern Beate Mainka-Jellinghaus und Joe Bini zusammen, die Musik zu seinen Filmen stammt häufig von Florian Fricke und seiner Gruppe Popol Vuh sowie von Ernst Reijseger.

Werner Herzogs Bruder Lucki Stipetic hat einen Großteil der Filme produziert und leitet in München und Wien die Firma Werner Herzog Film (www.wernerherzog.com). Dieses Unternehmen betreibt den kommerziellen Vertrieb und die Lizenzierung der Werke von Werner Herzog auf internationaler Basis. In den vergangenen 20 Jahren wurden sämtliche Filme von Werner Herzog auf DVD bzw. Bluray in mehr als 30 Ländern veröffentlicht, entweder als Einzeldisks oder in Boxen und Compilations. Die Lizenznehmer sind so renommierte Vertriebspartner wie Anchor Bay, BFI, Potemkine oder Studiocanal. Die Werner Herzog Film hat als Eigenproduktion darüber hinaus eine Box mit 13 DVD von 26 remastered Dokumentarfilmen von 1962 -2005 herausgebracht (www.wernerherzog.com/shop).

Seit 2009 betreibt Werner Herzog seine Rogue Film School (www.roguefilmschool.com), die in unregelmäßiger Folge einmal im Jahr ein Seminar veranstaltet. Das Seminar findet jeweils an einem Wochenende statt, ist limitiert auf 65 Teilnehmer. Werner Herzog wird das Seminar persönlich leiten und gestalten. Das Seminar wird in englischer Sprache gehalten.